In vier Iahren möchte die Micarna eine neue Geflügelverarbeitung in Saint-Aubin in Betrieb nehmen. Das dafür benötigte Land will sie vom Kanton kaufen. Am Standort Courtepin hält das Unternehmen fest.
Artikel von Jean-Michel Wirtz (Freiburger Nachrichten)
Micarna verlagert 500 Arbeitsplätze In vier Jahren möchte die Micarna eine neue Geflügelverarbeitung in Saint-Aubin in Betrieb nehmen. Das dafür benötigte Land will sie vom Kanton kaufen. Am Standort Courtepin hält das Unternehmen fest. Jean-Michel Wirtz Die Micarna will 95000 Quadratmeter Fläche auf dem Campus kaufen und eine Geflügel verarbeitung errichten (hellrosa Fläche). Bild Alain wicht SAINT-AUBIN/COURTEPIN Die Micarna will in Saint-Aubin im Broyebezirk bauen: Das Unternehmen der Migros-Gruppe plant eine neue, moderne Geflügelverarbeitung auf dem Areal des AgriCo-Campus.
Das wurde gestern anlässlich der Einweihung eines Büro- und Verwaltungsgebäudes auf dem Campus bekannt gegeben (siehe Kasten). Der Kanton möchte der Micarna in Saint-Aubin 95000 Quadratmeter Land verkaufen, das zum AgriCo-Campus gehört. Laut Volkswirtschaftsdirektor Olivier Curty (CVP) soll der Verkaufspreis bei etwa 20 Millionen Franken liegen. Der Grosse Rat muss noch über den Verkauf abstimmen. Ein entsprechendes Dekret soll dem Kantonsparlament noch in diesem Jahr vorgelegt werden.
40 Millionen Poulets pro Jahr Micarna will die Geflügelverarbeitung, die sich heute in Courtepin befindet, in den Broyebezirk zügeln und den Betrieb dort 2024 aufnehmen. In Saint-Aubin werde die Micarna 40 Millionen Stück Geflügel pro Jahr verarbeiten gegenüber derzeit 30 Millionen am bisherigen Standort Courtepin, sagte gestern Jeröme Carrard, Chef Finanzen und IT. Mit dieser Erhöhung der Produktion reagiere das Unternehmen auf die steigende Nachfrage der Kundinnen und Kunden. Zudem sei in Courtepin die Kapazitätsgrenze erreicht, und das Gebäude aus den 1960er-Jahren benötige eine Erneuerung. Von den gesamthaft rund 1600 Mitarbeitern in Courtepin sollen etwa 500 für die Geflügelverarbeitung nach Saint-Aubin wechseln.
Courtepin behalte aber seine Bedeutung, versicherte Carrard. Denn auf der frei werdenden Fläche möchte das Unternehmen die übrige Fleischverarbeitung ausbauen. Die Investitionskosten für den Bau einer neuen Geflügelverarbeitung in Saint-Aubin seien beträchtlich. Einen genauen Betrag wollte Carrard nicht nennen. Dem Vernehmen nach könnte die Micarna jedoch über lOOMillionen Franken in den neuen Standort investieren.
Staatsrat Curty zeigte sich erfreut über die Pläne der Micarna in Saint-Aubin. Er erwarte Synergien mit den anderen Betrieben und Start-ups auf dem AgriCo-Campus. Nicolas Kilchoer, Oberamtmann des Broyebezirks, sprach von einem «wirklichen Mehrwert für die Region». Die Estavayer Lait SA (Elsa) sei bereits im Bezirk vertreten, nun komme die Pouletverarbeitung hinzu. Nahrungsmittelbetriebe seien in der Corona-Krise wirtschaftlich gut unterwegs.
Aufgrund der Anzahl Jobs in Saint-Aubin sei das Vorhaben eine enorme Chance für den Bezirk. Einweihung Sanierte Büros für KMU und Start-ups «Der AgriCo-Campus in Saint-Aubin ist ein absolut strategischer Standort für den Kanton Freiburg», sagte gestern Staatsrat Olivier Curty (CVP). Hier sollen sich Unternehmen niederlassen, die sich mit Landwirtschaft, Ernährung oder Biomasse befassen. Dass der Campus eine 270000 Quadratmeter grosse Arbeitszone aufweise und sich unmittelbar daneben 100 Hektaren Landwirtschaftsfläche befänden, sei einzigartig. Das Verwaltungsgebäude, das gestern auf dem Campus eingeweiht wurde, sei ein zentrales Argument für die Förderung des gesamten Geländes, so Curty.
In diesem Gebäude befinden sich Büroräumlichkeiten und Konferenzräume für derzeit ein Dutzend KMU und Start-ups. Zudem hat es einen Empfang und eine Cafeteria. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde nach dem Minergie-Standard saniert. Der Freiburger Staatsrat hatte dafür vier Millionen Franken bereitgestellt. Für die Sanierung von vier weiteren Gebäuden, ebenfalls denkmalgeschützt und etwa 50 Jahre alt, hatte der Grosse Rat im August fast 22 Millionen Franken gesprochen.
So sollen bis Anfang 2023, dem Ende der ersten Etappe, 150 Arbeitsplätze auf dem AgriCo-Campus Platz finden können. Später sollen weitere Produktionsräumlichkeiten, Büros und Labore eingerichtet werden. So rechnet der Kanton mit bis zu 1600 Arbeitsplätzen auf dem Campus bis zum Ende der vierten Etappe im Jahr 2034. Das sei die Vision, sagte Giancarlo Perotto, Direktor der Kantonalen Anstalt für die aktive Bodenpolitik. Die Ziele seien sehr hoch gesetzt.
Zum Energieverbrauch auf dem Gelände sagte er, dass die Energie in Zukunft zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen solle.